Mallorcas wilde Westküste – von 0 auf 1.000 m Höhe

Die Inselgruppe der Balearen ist eines der beliebtesten Ferienziele im gesamten Mittelmeerraum; die größte der Inseln, Mallorca, liegt ca. 170 km östlich des spanischen Festlandes, sie wird in 6 Landschaftszonen unterteilt und weist neben weitläufigen Sandstränden auch gebirgige Regionen auf.

Die Westküste Mallorcas erstreckt sich auf ca. 90 km Länge von Port d' Andratx im Süden bis Port de Pollença im Norden; die relativ gerade, felsige Küstenlinie weist nur wenige Buchten mit kleinen Kiesstränden auf, einziger Schutzhafen ist der zentral gelegene Port de Sóller. Der Küstenverlauf wird begleitet durch den ca. 15 km breiten Gebirgszug der Serra de Tramuntana, deren Felsen nach Westen steil zum Meer hin abfallen. Höchster Punkt der Bergkette ist der Puig Major mit 1.445 m üNN, insgesamt erreichen 10 Gipfel mehr als 1.000 m Höhe. Die steilen Berghänge werden von schluchtartigen Sturzbächen ("Torrents") unterbrochen, auf den Terrassenfeldern am Hangfuß gedeihen durch das milde, regenreiche Klima verschiedene Gemüsesorten, Wein, Zitrusfrüchte und Mandeln.

Entlang den Steilhängen verlaufen oftmals nur sehr schmale Straßen zwischen den einzelnen kleinen Bergdörfern, die zumeist hoch über dem Meer liegen und nicht nur eine fantastische Aussicht sondern auch einen sehr schönen Anblick bieten. Sehenswerte Beispiele dafür sind Biniaraix, Bunyola, Estellencs, Galilea, das Künstlerdorf Deià, Fornalutx, das als schönstes Dorf Mallorcas gilt und das hinter Olivenbäumen versteckte Dörfchen Orient, eine der kleinsten Siedlungen auf der gesamten Insel.

Am besten erreicht man diese Dörfer von der Küstenstraße C-710 aus, deren idyllischer Verlauf von Andratx bis Pollença die ganze Schönheit der Westküste erschließt. An dieser Straße liegt auch der Ort Banyalbufar mit seinen hängenden Gärten (Oliven- und Johannisbrotbäume, Pinien) und der mittelalterlichen Pfarrkirche "Nativitat de Nostra Senyora".
Einen Besuch wert sind ebenfalls das historische Landgut "La Granja" bei Esporles sowie der ehemalige Landsitz des österreichischen Erzherzogs Ludwig "Son Marroig" in der Nähe von Valldemossa; in diesem romantischen Städtchen mit den engen Gassen und dem bekannten Kartäuserkloster findet alljährlich ein Chopin-Festival zu Ehren des berühmten Komponisten statt.

Die Stadt Sóller mit dem Hafen Port de Sóller ist das Zentrum der Westküste Mallorcas, bekannt ist der Ort vor allem durch seine ausgedehnten Orangen- und Zitronenplantagen. Seit 1912 ist Sóller durch eine Schmalspureisenbahn ("Roter Blitz") mit der Hauptstadt Palma verbunden; auf 27,6 km Länge windet sich die Strecke mit Tunnels, Kehren und Viadukten durch die Tramuntana-Berge, die Fahrzeit beträgt ca. eine Stunde.

Vom Bahnhof in Sóller bis zum Hafen verkehrt Mallorcas einzige Straßenbahn, der "Orangen-Express", der bereits 1913 in Betrieb genommen wurde und heute statt Zitrusfrüchten Touristen transportiert. Sóller ist auch ein guter Ausgangspunkt für Wanderungen in der Serra de Tramuntana. Eine mittelschwere Tour führt zum Beispiel vom Stausee Cuber durch Steineichenwälder zur Kuppe des L'Ofre und über Biniaraix auf einem Eselspfad wieder zurück zur Stadt. Etwas beschwerlicher ist die Route auf den Coll es Prat und weiter durch Pinienwälder zum Kloster Lluc (gegründet im Jahr 1250). Der Wallfahrtsort liegt inmitten einer herrlichen Landschaft und ist den mühevollen Aufstieg sicher wert.